Myriam Scherer hat in ihrem Leben die Welt schon mehr als einmal umrundet. Nicht etwa, weil sie die große Reiselust gepackt hat, sondern für einen guten Zweck. Seit rund zwölf Jahren unterstützt die Inhaberin der Metzgerei Scherer aus dem Dillinger Stadtteil Pachten nun schon das Afrika-Projekt des Dudweiler Arztes Dr. Hans Schales. Und dafür nimmt die Saarländerin jedes Jahr eine rund 10 000 Kilometer lange Reise ins entfernte Simbabwe, einem der ärmsten Länder der Welt, auf sich.
Ein ganzer Container voller Hilfsgüter
Das erste Mal gehört von dem Projekt hatte Scherer durch einen Kunden bei ihr in der Metzgerei, der vor Ort beteiligt war. Daraufhin habe sie zu ihrem Geburtstag Geld gesammelt, um damit das Projekt zu unterstützen. Mehrere Tausend Euro seien dabei zusammengekommen. Wenig später traf sie in Saarbrücken dann auch auf Dr. Schales persönlich, der sie zu sich nach Afrika einlud. „Drei Monate später war ich dann das erste Mal in Simbabwe“, erinnert sich Scherer.
Seit dem ist die Dillingerin regelrecht „infiziert“ und ein engagiertes Mitglied des Afrika-Projektes geworden. Tatkräftige Unterstützung bekommt sie dabei auch vom Lions Club Dillingen, den Scherer selbst eine Zeit lang als Präsidentin leitete und der sich für das Projekt seit seiner Gründung einsetzt. So schickten die Dillinger Lions etwa 2018 einen ganzen Container voller Hilfsgüter nach Simbabwe.
10 000 Euro für Lebensmittel und neue Küchengeräte
2020 kam dann Corona – und machte der Hilfe aus Dillingen erst einmal einen Strich durch die Rechnung. Doch im Oktober ging es für Scherer schließlich wieder als Botschafterin für die Dillinger Lions nach Simbabwe. Denn diese hatten sich von der Pandemie nicht unterkriegen lassen und alleine in diesem Jahr wieder 10 000 Euro an Spendengeldern für das Afrika-Projekt gesammelt. Neben neuen Küchenmöbeln und -geräten für das vom Afrika-Projekt unterstütze St. Luke‘s Hospital, werde das Geld vor allem auch für frische Lebensmittel verwendet, sagt Scherer.
Hunger, Stromausfälle und Pandemie für viele Alltag
Besonders für arme Menschen ist das Afrika-Projekt und das St. Luke’s Hospital in der Provinz Matabeleland Nord in den Jahren so zu einer rettenden Anlaufstelle geworden. Denn Hunger und Armut sind für viele dort nach wie vor bitterer Alltag. „Die Leute sitzen da auf der Straße und verkaufen drei, vier Tomaten, um ein wenig Geld verdienen zu können“, beschreibt Scherer die Situation.
Aber auch viele schwangere Frauen würden teilweise aus über 300 Kilometer Entfernung anreisen, um in der Klinik ihre Kinder zur Welt zu bringen, wie Scherer erzählt. Zuletzt hatte das Afrika-Projekt daher die Sanierung und Erweiterung der Geburtshilfe-Abteilung um zwei weitere Gebäude gefördert. Bedingt durch die Corona-Pandemie konnten beide Gebäude jedoch erst im November offiziell eröffnet werden. Erschwert wird der Alltag vor Ort aber nicht nur durch die auch in Afrika immer noch wütende Corona-Pandemie, wie Scherer berichtet, sondern auch durch regelmäßige Stromausfälle. In solchen Fällen muss sich das Krankenhaus dann auf seinen Notstrom-Generator verlassen.
Afrika-Projekt finanziert Schulgebühren und Schuluniformen
Unterstützung leistet das Afrika-Projekt zudem für tausende Schülerinnen und Schüler in der Region. So finanziert das Projekt von Dr. Schales unter anderem Schuluniformen und die Schulgebühren. Profitieren tut davon auch eine der wenigen Behindertenschulen vor Ort, die Scherer besonders am Herzen liegt. Denn gerade Menschen mit Behinderung hätten es in dem Land schwer, da sie kein Geld für die Familie verdienen könnten und daher oft auch einfach verstoßen würden, erklärt Scherer.
Hilfe kommt auch hier wieder aus ihrer Heimatstadt Dillingen: So organisierten etwa Etienné Herrman und Katharina Gansen vom Leo-Club Dillingen, die ebenfalls schon länger vor Ort in Simbabwe mit anpacken, für einen gelähmten, aber sehr intelligenten Schüler einen sogenannten Eye-Tracker – ein technisches Gerät, mit dessen Hilfe ein Computer alleine durch die Bewegung der Augen bedient werden kann.
„Die Freude über diese Überraschung war natürlich riesengroß“, sagt Scherer. Denn zuvor hatte der junge Mann den Computer nur umständlich über einen Stock bedienen können, der auf seinem Kopf befestigt gewesen war
Scherer: „Ich war fix und fertig“
Es gibt aber auch Einzelschicksale, die Scherer länger beschäftigen – wie etwa das eines kleinen Jungen mit einem schweren Geschwür im Gesicht. Als sich dieses noch weiter verschlimmerte, habe sie den Jungen zusammen mit Dr. Schales zu einem Facharzt in die Stadt gebracht. Was aus dem Jungen seitdem geworden ist, weiß sie nicht. „Das hat mich so beschäftigt, ich war fix und fertig“, erinnert sich Scherer.
Ans Aufhören denkt die Dillingerin trotzdem nicht. „Sobald ich einem Kind durch meine Hilfe das Leben gerettet habe, ist es das alles wert“, betont sie. Besonders das Kinderlachen, wenn sie wieder vor Ort sei, gebe ihr Kraft. „Das Gefühl ist unbeschreiblich. Das gibt einem so viel zurück“, sagt Scherer.
Tatkräftige Unterstützung für das Afrika-Projekt dürfte es daher auch noch in Zukunft aus Dillingen geben. Denn neben den Dillinger Lions (sowie der Lions Club Saarschleife und der Lions Club Saar-Nied) unterstützen auch die Dillinger Stadtwerke, die Firma Holz&Dach, Radio Jacob, Möbel Steimer und mehrere befreundete Metzgereien das Afrika-Projekt, wie Scherer betont. „So wie viele andere Spender!“
Hier geht es zur Bilderstrecke: Neue Hilfe für Afrika-Projekt aus Dillingen